Der Deutsche Lehrerverband Hessen (dlh) tritt Überlegungen der Landesregierung, bei der Lehrkräfteaus- und fortbildung massive Einsparungen vorzunehmen und so deren Qualität zu verschlechtern, entschieden entgegen. Der dlh-Landesvorsitzende Boris Krüger, selbst Lehrer an der Kasseler Albert-Schweitzer-Schule, sagt dazu: „Es sind Pläne bekannt worden, die aus rein ökonomischen Gründen eine Kürzung des Referendariats von 21 auf 18 Monate sowie eine Erhöhung der Anzahl der zu betreuenden Referendare pro Ausbilder vorsehen. Als wenn das noch nicht genug wäre, soll auch bei der Fortbildung der Lehrkräfte gespart werden. Veranstaltungen, die keine sogenannten Querschnittsthemen behandeln, sollen evtl. ganz wegfallen, bei anderen soll die Anzahl der Teilnehmer heraufgesetzt werden mit den entsprechenden negativen Auswirkungen.“
Gravierender für die Region Kassel ist aus Sicht des dlh eine weitere Überlegung des Kultusministeriums: Die Reinhardswaldschule in Fuldatal soll geschlossen werden, um Kosten für Unterhalt und Personal einzusparen. Damit würde ein Ort verloren gehen, an dem Generationen von Lehrkräften gerade aus Nordhessen viele wertvolle Erfahrungen für ihren Unterricht gesammelt und die neuesten pädagogischen Entwicklungen kennengelernt haben. Sollte es wirklich so weit kommen, müssten Lehrerinnen und Lehrer künftig lange Anfahrtswege in Kauf nehmen, um sich auf dem neuesten Stand der pädagogischen Entwicklung zu halten und ihren Klassen und Kursen den bestmöglichen Unterricht bieten zu können. Boris Krüger resümiert: „Leider zeigt sich hier wieder einmal, dass für die Regierenden in Wiesbaden Hessen scheinbar nur bis Gießen geht. Was mit Nordhessen geschieht, ist ihnen egal.“
Erschwerend kommt hinzu, dass Fortbildungen in Hessen im Gegensatz zu anderen Bundesländern nur in Ausnahmefällen in der Unterrichtszeit stattfinden dürfen und daher in der Regel am Nachmittag liegen. Weil die Aufgaben und Herausforderungen für Lehrkräfte in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen – von der Digitalisierung über Inklusion bis hin zu neuen pädagogischen Konzepten –, besteht ein erheblicher Fortbildungsbedarf. Der Lehrkräfteverband befindet: „Wer von Lehrkräften erwartet, dass sie sich stetig weiterentwickeln, muss ihnen dafür auch realistische Rahmenbedingungen bieten. Dazu gehört, dass Fortbildungen zum einen nicht ausschließlich in der Freizeit oder an Ferientagen und zum anderen wohnortnah stattfinden, so dass den Lehrerinnen und Lehrern nicht noch mehr von ihrer knapp bemessenen Zeit zur Erholung und Regeneration genommen wird. Bei längeren Anfahrtswegen werden entsprechend weniger Lehrkräfte an den Fortbildungen teilnehmen, was sich negativ auf die Qualität des Unterrichts auswirken wird.“
Boris Krüger stellt abschließend fest: „Nicht durch kurzfristige Einsparungen bei der Lehrkräfteaus- und fortbildung, sondern nur durch langfristige Qualität und Kontinuität kann das Bildungsland Hessen seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden. Daher sollten die geplanten Maßnahmen noch einmal gründlich überdacht und – insbesondere im Hinblick auf Nordhessen – die Reinhardswaldschule nicht geschlossen werden.“
Boris Krüger (Mobil: 0151 42341192)