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Antworten für Hessens Lehrkräfte

News aus dem dlh-Kreisverband Bergstraße-Odenwald 08-2020

Steigende Infektionszahlen und Rückkehr zum Regelbetrieb- wie passt das zusammen?

Forderungen des DLH Kreisverbandes Bergstraße-Odenwaldkreis

Kurz vor Beginn des neuen Schuljahres schnellen die Infektionszahlen in Hessen in die Höhe. Im Kreis Bergstraße verzeichnen wir ebenfalls steigende Infektionszahlen. Diese Situation war bereits vor den Ferien absehbar: Lockerungen und Reiserückkehr mussten unvermeidlich zu einem Anstieg der Neuinfektionen führen. Der Plan, nach den Sommerferien zum Regelbetrieb an Schulen zurückzukehren, stößt immer mehr auf Kritik. Hessens Kultusminister hält trotzdem daran fest, dass die Abstandsregeln, die für den öffentlichen Raum gelten, in den Schulen ausgesetzt werden. Kaum verwunderlich, dass Lehrkräfte, Eltern und Schüler mit einem mulmigen Gefühl auf den Schulstart am 17.08. blicken.

Daher fordern wir im dlh deutlich umfassendere Innovationen in grundlegenden pädagogischen, technischen, gesundheitsrelevanten und schulorganisatorischen Rahmenbedingungen.

 

  1. Echte Vorbereitungsmaßnahmen statt Abwarten

In Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen sind im Laufe des Schuljahres verschiedene lokale oder flächendeckende Szenarien für den Schulbetrieb denkbar, von einer Aussetzung des Schulbetriebs bis hin zu verschiedenen Hybridformen des Unterrichts. Sind die Schulen ausreichend auf diese Szenarien vorbereitet? Vorbereitungen und Planungen für hybriden Unterricht oder Fernunterricht wurden nicht in dem Maße getroffen, um gut gerüstet in das neue Schuljahr zu starten. Bspw. zur Zuschaltung der Risikoschülerinnen und -schüler hätten in den Sommerferien intensive technische Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Schulen und die Schülerschaft technisch auf einen aktuellen Stand zu bringen. Es hat sich jedoch im Bereich der Digitalisierung über die Ferien kein großer Fortschritt ergeben.

  1. Tests und Schutzausrüstungen ausweiten -schnell & unkompliziert vor Ort-

Die Gesundheit aller Beteiligten im Schulsystem muss an erster Stelle stehen. Für die verlässliche Planung des neuen Schuljahrs sollte Hessen die freiwilligen Corona-Testungen der Lehrkräfte (und Schüler) flächendeckend direkt an den Schulen anbieten und ausweiten. Praxistaugliche und aerosolvermindernde Lüftungskonzepte, Desinfektionsmittel und Hygienematerial müssen vor Ort zur Verfügung stehen, sonst kann kein voller Präsenzunterricht stattfinden.

  1. Digital unterstützter Unterricht

Bei einer sich ändernden Infektionslage muss schnell auf ein Konzept für digitalen Unterricht auf Basis eines  zu erarbeitenden didaktischen Konzeptes umgestellt werden. Materialien, Werkzeuge, Kommunikationswege und Standards der Leistungsbewertung hätten schon lange im Detail ausgearbeitet werden müssen. Moderner Unterricht verlangt den Einsatz von digitalen Medien. Dazu hätten sämtliche Schulen in den Sommerferien 2020 so instand gesetzt werden müssen, dass alle Lehrkräfte mit allen Schülern mit den zur Verfügung gestellten eigenen digitalen Endgeräten rechtssicher und datenschutzkonform über die digitale Plattform der Schule kommunizieren und lehrplanbezogen interagieren können. Im Notfall kann der digital unterstützte Präsenzunterricht aufgrund der von Kultus- und  Gesundheitsbehörden regional beurteilten Infektionslage durch Fernunterricht phasenweise ersetzt werden – mit Teilnahmepflicht, verbindlich zu erreichenden Kompetenzzielen und klaren Vorgaben für Leistungserhebungen und -bewertungen.

  1. Datenschutzkonforme Tools und Kommunikationswege

Der Ausbau des Hessenportals ist noch nicht weit genug vorangeschritten. Funktionalitäten wie die Videochatfunktion fehlen nach wie vor. Lehrkräfte sind gezwungen auf kommerzielle Anbieter auszuweichen, bei denen der Datenschutz nicht immer EU-konform ist. Die dienstlichen Mails sind generell begrüßenswert, mit der Authentifikation über ein privates Smartphone und der fehlenden Synchronisationsmöglichkeit jedoch nicht praxistauglich.

  1. Förderangebote und Unterstützung statt

Für den digital unterstützten Präsenzunterricht im Schuljahr 2020/21 müssen neben dem Regelunterricht dauerhaft Förderangebote zur Verfügung gestellt werden, um Schülerinnen und Schüler bedarfsorientiert beim Erreichen der angestrebten Bildungsstandards zu unterstützen. Dazu bedarf es der Nutzung aller vorhandenen personellen Ressourcen, um durch größere Lehrerreserven an den Schulen bessere Fördermöglichkeiten und Differenzierungsangebote zu schaffen. Das bedeutet eine schulartspezifische Einstellung zum kommenden Schuljahr über Bedarf bis zu 130 Prozent ebenso wie den Einsatz erheblicher zusätzlicher finanzieller Mittel, um auch kurzfristig deutlich mehr  freiwillige Förderangebote zur Verfügung zu stellen.

  1. Senkung der Pflichtstunden für Zusatzaufgaben

Digitale Sprechstunden zwischen Lehrkräften, Eltern, Betrieben und Schülern sollten in das Unterrichtsdeputat integriert und wöchentlich zweistündig für potentiell versetzungsgefährdete Schüler und deren Eltern sowie für interessierte Eltern und Schüler durchgeführt werden. Dazu ist das Unterrichtsdeputat um mindestens eine Stunde zu erhöhen.Die Beschulung und Betreuung der Schülerinnen und Schüler der Risikogruppe kann nicht nebenbei geschultert werden und muss entsprechend auf die Deputatsstundenzahl angerechnet werden.

  1. Digitale Endgeräte für Lehrkräfte

  2. Digitale Endgeräte für Schülerinnen und Schüler

  3. Klare Regelungen

Die außergewöhnlichen Belastungen erfordern konsequente Maßnahmen: Kristallisationspunkte sind Mindestabstand, das Tragen von Masken, strenge Hygiene. Was jedoch fehlt, ist ein einheitliches Konzept.

  1. Fortbildung und Professionalisierung

Die neuen Aufgaben und Herausforderungen bedürfen neuer Kompetenzen von Seiten der Lehrkräfte. Hierfür fordern wir flächendeckende Fortbildungen und Umsetzung von Strategien.