Boris Krüger, Landesvorsitzender des Deutschen Lehrerverbandes Hessen (dlh), schlägt Alarm: „Es gibt überall in Hessen zunehmend Aufregung in den Studienseminaren aller Schulformen, dass seitens des Hessischen Ministeriums für Kultus, Bildung und Chancen (HMKB) einschneidende Einsparungen geplant seien, die die Qualität der Ausbildung von künftigen Lehrerinnen und Lehrern gefährden würden – und das in Zeiten eines massiven Fachkräftemangels im Schulbereich, der in den nächsten Jahren angesichts steigender Schülerzahlen noch zunehmen wird.“
Aktuell sind nach Informationen des dlh mehrere Leitungsstellen an Studienseminaren in ganz Hessen entweder nur kommissarisch oder gar nicht besetzt. Zudem sind Regelbeförderungen bei Ausbilderinnen und Ausbildern ausgesetzt worden, ohne es diesen Personen mitzuteilen. All das natürlich mit den entsprechenden finanziellen Auswirkungen. „Dies macht die Tätigkeit unattraktiv gerade für sehr engagierte und kompetente Lehrkräfte.“, so Krüger, „Sie können deswegen ihr Wissen und ihre Erfahrung nicht weitergeben, was fatal für nachfolgende Lehrergenerationen ist.“
Darüber hinaus würden angesichts des Verhaltens des Kultusministeriums in den letzten Monaten Gerüchte laut, dass der Vorbereitungsdienst wie in anderen Bundesländern auf 18 Monate verkürzt werden soll, dass Standorte aufgelöst oder in Regionen mit schlechter ÖPNV-Anbindung verlegt werden sollen, dass schließlich die Anzahl der zu betreuenden Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst pro Ausbilderin oder Ausbilder erhöht werden soll. Sie sind vom HMKB bisher nicht entkräftet worden. Sollte all dies tatsächlich umgesetzt werden, muss es abschreckend auf Lehramtsstudierende wirken, die gerade das 1. Staatsexamen bestanden haben und nun schauen, wo sie ihren Vorbereitungsdienst antreten. Bisher gelten die 21 Monate in Hessen mit einem dreimonatigen Einführungssemester ohne Benotung als bundesweit vorbildlich. Nur in Bayern ist die Lehrerausbildung länger (24 Monate). Sie gewährleisten eine umfassende und solide Ausbildung, die auf die ständig wachsenden Herausforderungen für Lehrkräfte (Digitalisierung, Heterogenität, Inklusion usw.) gut vorbereitet. Der dlh fragt: „Sollen an dieser Qualität Abstriche vorgenommen werden aufgrund kurzfristiger Einsparungen? Wird hier sehenden Auges in rückläufige Bewerberzahlen und damit in eine Verschärfung des Lehrkräftemangels hineingesteuert?“
All dies geschieht vor dem Hintergrund der Einführung des neu gefassten Hessischen Lehrkräftebildungsgesetzes seit Dezember 2024. Krüger dazu: „Die Studienseminare haben viel Zeit, Kraft und Engagement investiert, um die Vorgaben des Landes in der Praxis umzusetzen und die bestmögliche Ausbildung zu garantieren. Dass sie nun vom HMKB im Unklaren gelassen werden, mit welchen personellen und finanziellen Ressourcen sie in Zukunft rechnen können, ist daher mehr als unfair.“
Der dlh fordert in dieser Situation entschieden:
- Beibehaltung des 21monatigen Vorbereitungsdienstes
- keine Kürzung des LiV-Faktors pro Ausbilderin oder Ausbilder
- attraktive Aufstiegsperspektiven für Ausbilderinnen und Ausbilder
- ordentliche Besetzung aller Leitungsstellen in den Studienseminaren
- keine Schließung oder Verlagerung von Seminarstandorten.
Boris Krüger abschließend: „Nicht durch kurzfristige Einsparungen bei den Studienseminaren, sondern nur durch langfristige Qualität und Personalgewinnung sowohl bei den Ausbildungspersonen als auch bei den jungen angehenden Lehrkräften kann das Bildungsland Hessen seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden.“
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Boris Krüger
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